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Integrative Beratung für Mensch und Management

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Die Heiligkeit unserer Bedürfnisse

Wir sind oft im Widerstand gegen unsere Bedürfnisse, weil wir sie mit “Bedürftigkeit” assoziieren, weil wir gelernt haben uns ihrer zu schämen oder weil wir Ideale der Bedürfnislosigkeit missverstehen.

UnserenKonfliktmanagement Bedürfnissen können wir jedoch nicht entkommen, sie stehen hinter allem was wir tun. Ablehnung und Unbewusstheit bezüglich der eigenen Bedürfnisse schafft Destruktivität. Wenn wir unsere Bedürfnisse erkennen und liebevoll annehmen, erkennen wir, dass sie ein wertvoller Kompass für den Weg zu unserem höchsten und göttlichen Potential sind.

Die Heiligkeit unserer Bedürfnisse

„Der Talmud sagt uns, dass in der kommenden Welt jeder Rechenschaft ablegen muss für all die Sehnsüchte, die er in dieser Welt hätte erfüllen können, bei denen er sich jedoch dagegen entschied. Die Dinge, die wir ersehnen, die Bedürfnisse an sich, sind heilig. Wer hat sie in unsere Herzen gelegt, wenn nicht Gott. Aber wir haben gelernt, uns zu schämen für das was wir wollen. Unsere Bedürfnisse wurden furchtbar verzerrt und sind damit Ursache dafür geworden, dass wir furchtbar schmerzhafte Dinge tun.“
(aus „This is real and you are completely unprepared“ von Alan Lew; frei aus dem Englischen übersetzt)

Wir sind entfremdet von den eigenen Bedürfnissen

Ich erlebe uns Menschen als chronisch entfremdet von den eigenen Bedürfnissen, als unbewusst und unwissend darüber, was wir wirklich wollen. Ich sehe enorme Destruktivität daraus erwachsen. Wir sind nicht verbunden mit unseren Bedürfnissen, weil wir sie ablehnen, verleugnen und verdrängen. Aus dieser Entfremdung handeln wir gegen uns und gegen anderes Leben. Den Widerstand gegen unsere Bedürfnisse erkläre ich mir aus einer Reihe von Missverständnissen über das Wesen unserer Bedürfnisse. Die Klärung, die ich für mich diesbezüglich gefunden habe, möchte ich im Folgenden nachvollziehbar machen. Und ich möchte meine Sichtweise verständlich machen, warum Bedürfnisse unverzichtbare Wegweiser für ein erfülltes Sein sind.

Es besteht Verwirrung über die Bedeutung von Bedürfnissen

Es ist bezeichnend, dass die Begriffe „bedürftig sein“ und „Bedürftigkeit“ negativ besetzt sind. Bedürftigkeit assoziieren wir mit schwach sein, hilflos sein und abhängig sein. Wir wollen nicht bedürftig sein, sondern unabhängig, selbstgenügsam, fähig und autonom. „Ein Bedürfnis zu haben“ wird anscheinend oft gleich gesetzt mit „bedürftig sein“. Folglich bedeutet ein „Bedürfnis zu haben“, schwach, hilflos und abhängig zu sein. Dass aus solch einem Verständnis, ein Widerstand gegen die eigenen Bedürfnisse entsteht, ist nachvollziehbar.

Ein besonders destruktives Missverständnis finde ich die Abwertung des eigenen Wollens als „egoistisch“. Dahinter steht eine gesellschaftliche Norm. Für sich zu sorgen, wird schnell kritisch beäugt. Für andere zu sorgen, wird schnell gelobt. „Selbstlos“ zu sein ist gut, „egoistisch“ zu sein ist schlecht.
Mit dem Urteil „egoistisch“ ist die trennende Idee verbunden, dass es schädlich ist (insbesondere für andere), wenn ich für mich sorge. Durch die Ächtung von „Egoismus“ verinnerlichen wir mehr oder weniger, dass es falsch ist, eigene Bedürfnisse zu haben und sich um diese zu kümmern. Die Folge dieser inneren Verurteilung ist, dass wir uns für unsere Bedürfnisse schämen.
Neben der generellen Ablehnung von eigenen Bedürfnissen, erleben wir zusätzlich, dass spezifische Bedürfnisse, besonders verurteilt werden. Als prominentes Beispiel fallen mir hier sexuelle Bedürfnisse ein und deren Ablehnung in vergangenen Zeiten und in streng religiösen Kontexten.

In spirituellen Lehren ist häufig von einem Ideal der Bedürfnislosigkeit die Rede. “Zu wollen“ wird da als zentrales Problem betrachtet. Bedürfnisse und Wünsche zu transzendieren wird als erstrebenswertes Ziel angesehen. Die Idee, die dabei entsteht (denn ich bezweifle, dass dies der Essenz der eigentlichen Lehre entspricht), ist, dass Bedürfnisse etwas Minderwertiges und Niederes sind, das man überwinden sollte. Wenn man solch eine Idee in sich trägt, ist es ebenfalls nachvollziehbar, dass man den eigenen Bedürfnissen mit Ablehnung begegnet.

Wir haben alle dieselben Bedürfnisse aber verschiedene Strategien um sie zu befriedigen

Wenn ich von Bedürfnissen spreche, ist mir die Unterscheidung von Bedürfnissen und Strategien sehr wichtig, die in der Gewaltfreien Kommunikation nach M. Rosenberg zentral ist.
Verkürzt gesagt, verstehe ich unter einem menschlichen Bedürfnis einen grundlegenden Antrieb, der in allen Menschen angelegt ist. Strategien sind dagegen mehr oder weniger spezifische und austauschbare Wege zur Befriedigung von Bedürfnissen.
Beispielsweise habe ich mein Bedürfnis nach Wertschätzung – aufgrund frühen chronischen Mangels – schon durch viele verschiedene Strategien versucht zu befriedigen, durch gute Schulnoten, durch höfliches Verhalten, durch geistreiche Gesprächsbeiträge, durch gutes Aussehen und vieles mehr. Mein Wunsch gute Noten in der Schule zu haben, war eine Strategie, die nicht nur das Ziel hatte meinen Selbstwert zu steigern. Diese Strategie zielte auf viele weitere Bedürfnisse ab. Ich wollte gute Noten haben, um mein Wunschfach studieren zu können. Davon versprach ich mir in letzter Konsequenz ein Leben, in dem alle meine Bedürfnisse erfüllt sind. Es war Teil meines Lebensplanes, der eine sehr komplexe Strategie darstellt, um alle meine Bedürfnisse zu erfüllen.

Ein Wert der Unterscheidung zwischen Bedürfnis und Strategie liegt in der Flexibilisierung unseres Verhaltens. Wir Menschen sind manchmal festgelegt auf eine einzelne Strategie. Wir glauben, dass nur auf diesem einen Weg Glück und Erfüllung möglich sind und dass uns immer etwas fehlen wird, wenn diese Strategie scheitern würde. Das macht uns abhängig und hilflos.
Wenn ich mein eigenes Verlangen erforsche und tieferliegende Bedürfnisse identifiziere, dann eröffnet sich mir die Möglichkeit, neue Wege zu finden, um dasselbe Bedürfnis zu erfüllen. Wenn ich dieses Bedürfnis dann anders erfülle, kann ich die wertvolle Erfahrung machen, dass die Strategie, auf die ich fixiert war, plötzlich ihre Ladung, ihre Anziehung, verliert.
Zum Beispiel bin ich persönlich sehr darauf fixiert, verstanden zu werden. In Momenten, in denen ich eine tiefe Verbindung zu einem anderen Menschen spürte ohne dass ich verstanden wurde, erfuhr ich, dass ich eigentlich Verbundenheit suche mit meinem Wunsch nach Verstandenwerden. Der Umstand, dass die andere Person mich hinsichtlich einer spezifischen Sache nicht verstand – was vorher viel Schmerz und Erleben von Distanz auslöste – war mir nun ziemlich egal. Ich konnte zum Beispiel die Erfahrung machen, dass körperliche Nähe dasselbe Bedürfnis erfüllen kann, das ich gewohnheitsmäßig eher durch Reden und Verstandenwerden zu erfüllen versuche.

Hinter allem was wir tun stehen unsere individuellen Bedürfnisse

Ich finde es wichtig, mir klar zu machen, dass alles was wir tun, motiviert ist. … dass sämtliche unserer Handlungen eine Funktion haben, eine Intention – auch wenn diese vor allem in ihrer Tiefe unbewusst ist. Per Definition sind es unsere Bedürfnisse, die wir am Grunde unseres Handelns finden. Unser Handeln kann in seiner Wirkung absolut im Widerspruch zu all unseren Bedürfnissen stehen. Im Moment des Handelns jedoch gibt es eine Vorstellung – bewusst oder unbewusst – davon, mit dieser Handlung irgendwie ein Bedürfnis zu erfüllen.

Sehr oft zielt unser Handeln nur auf einige Bedürfnisse ab und missachtet andere Bedürfnisse. Wenn ich mir in meiner angedachten Arbeitszeit einen Film anschaue, erfülle ich mir damit meist mein Bedürfnis nach Entspannung und frustriere damit oft meine Bedürfnisse nach Produktivität, Sicherheit und Sinn. Menschen haben ihr Leben für andere geopfert; ihr Bedürfnis zu lieben und anderen gut zu tun war wichtiger als ihr Bedürfnis zu leben. Menschen haben sich das Leben auch aus weniger selbstlosen Bedürfnissen genommen, um Freiheit von Schmerzen zu erlangen oder um Frieden und Ruhe zu finden.
Egal wie seltsam oder destruktiv unser Verhalten erscheint, dahinter steht immer ein universelles Bedürfnis.

Wir können nicht nicht Wollen

Wenn die spirituellen Lehrer von der Transzendenz des Wollens sprechen, dann meinen sie – meiner Auffassung nach – eine bestimmte Art des Wollens, nämlich die Suche nach Erfüllung unserer Bedürfnisse in vergänglichen Dingen. Es ist diese Art des Wollens, die wir überwinden sollen. Ich verstehe die spirituellen Lehrer eigentlich sogar so, dass sie einen Weg lehren, der unsere Bedürfnisse dauerhafter und nachhaltiger erfüllt. Das Überwinden des Wollens ist eigentlich ein nichts mehr Wollen, weil alle Bedürfnisse auf einer höheren Ebene bereits erfüllt sind.

Der Punkt, den ich versuche deutlich zu machen, ist der, dass jeder Mensch auf der Suche danach ist, seine Bedürfnisse möglichst gut zu befriedigen, und dass es aus dieser Tatsache kein Entrinnen gibt. Wir können nicht nicht wollen. Denn schon dies wäre wieder ein Wollen, dem zumindest ein menschliches Bedürfnis zu Grunde liegt. Unsere Bedürfnisse sind Teil unseres Wesens, essentieller als unser Körper. … denn ich kann mir vorstellen, dass der Mensch sich von seinem Körper befreit, aber was bliebe vom Mensch ohne jegliches Wollen und Streben? Ohne Bedürfnisse gäbe es keinen Antrieb, keinen Grund irgendetwas zu tun. Wir wären tot.

Unsere Bedürfnisse dienen dem Ganzen

Es gibt diese Idee, dass unsere Bedürfnisse schädlich für andere wären oder dass unsere Bedürfnisse konträr zueinander sind. Während unsere Strategien durchaus im Konflikt zueinander stehen können, glaube ich, dass unsere Bedürfnisse einander ergänzen. Diese Idee habe ich in dem Artikel „Wollen wir alle dasselbe?“ ausführlicher besprochen.
Ich gehe davon aus, dass das Wohlergehen anderer ein Bedürfnis ist, das wir alle haben. Wir wollen lieben. Und je besser und liebevoller wir für uns sorgen, umso liebevoller können wir für andere sorgen. Mein Wohlergehen und das Wohlergehen der Anderen sind voneinander abhängig, letztendlich wollen wir alle dasselbe.

Bewusstsein über die eigenen Bedürfnisse führt zu einem erfüllteren Leben

Um im Sinne der eigenen Bedürfnisse handeln zu können, ist es sehr hilfreich zu wissen, was die eigenen Bedürfnisse sind. Ich habe von einem Mechanismus gehört, der Übergewicht fördert, und darin besteht, dass die betroffenen Personen Durst mit Hunger verwechseln. Das eigene Bedürfnis nach Wasseraufnahme wird nicht erkannt, bzw. missverstanden, und es wird eine Strategie, nämlich essen, angewandt, die nicht sehr zielführend ist, weil sie den sich zeigenden Mangel im Bedürfnis „Wasseraufnahme“ nicht oder kaum erfüllt.

Ich glaube, dass alles destruktive Verhalten unserer menschlichen Rasse darauf zurückführbar ist, dass wir mehr oder weniger unbewusst bezüglich der eigenen Bedürfnisse sind und in Folge dessen nicht zielführende Strategien anwenden. Wir führen Kriege um Frieden zu schaffen. Wir schlagen unsere Kinder, damit es ihnen gut geht. Wir belügen unsere Partner, um sie nicht zu verletzen.

Ich verstehe Bedürfnisse als Ratgeber und Wegweiser zu einem erfüllten Leben. Sie zeigen mir das, was ich brauche, was mich glücklich macht und wonach ich mich in der Tiefe meines Herzen sehne. Wenn wir nicht wissen, wo wir hin wollen, stehen die Chancen schlecht, dass wir ankommen.

Es ist ein bitteres Erwachen, wenn wir feststellen, dass die Wege, die wir in unserem Leben eingeschlagen haben, nicht zu den erhofften Ergebnissen führen. Wenn selbst der erträumte berufliche Erfolg, der Reichtum, die Traumfrau und dergleichen uns doch nicht erfüllen.
Oskar Wilde bringt diese Erfahrung in folgendem Zitat beißend auf den Punkt: „Es gibt nur zwei Tragödien im Leben. Die eine besteht darin, dass man nicht bekommt, was man sich wünscht, und die andere darin, dass man es bekommt.“

Die Wurzel beider Tragödien liegt eben genau darin, dass wir unwissend sind bezüglich dem, was uns erfüllt und glücklich macht. Dabei liegt dieses Wissen in uns. Wenn wir zuhören, lernen wir diese innere Sprache verstehen und dann können wir diese Informationen für nutzen.
Das Annehmen, das Umarmen, das Wertschätzen, das neugierige und liebevolle Erkunden der eigenen Bedürfnisse kann uns aus der Unwissenheit herausführen und zu fähigen Gestaltern eines erfüllten Lebens machen.

Meine Bedürfnisse weisen auf mein göttliches Potential hin

Die Tiefe, Komplexität und Schönheit meines Wollens, die mir auf meinem Weg der inneren Erkundung begegnet ist, haben nicht die irgendwie profane und platte Qualität, die ich mit dem Wort Glück verbinde. Tiefes Erfülltsein, tiefes Verbundensein mit den eigenen Bedürfnissen, lässt in mir ein Gefühl von Ehrfurcht und Demut entstehen, weil es mir einen Blick in mein eigenes Potenzial, in mein höheres transzendentes Wesen, gewährt.In diesen Moment kann ich meine Bedürfnisse nicht länger als ausschließlich biologische Mechanismen verstehen, die den Zweck haben mein Leben bzw. das Leben meiner Spezies sicherzustellen. Meine Bedürfnisse verweisen auf mehr, auf etwas Größeres. Daher ist es für mich stimmig, meine Bedürfnisse als heilige innere Stimmen zu verstehen, die mir den Weg zum Göttlichen weisen.

Es ist ein Bedürfnis von mir, dass alle Menschen gut versorgt und erfüllt sind. Daher wünsche ich mir, dass möglichst viele Menschen Zugang zu ihren Bedürfnissen finden, dass sie aus dieser inneren Verbindung heraus leben und eine Welt gestalten, die den Bedürfnissen allen Lebens gerecht wird.

 

Sebastian Teubner, 34 Jahre – Gast-Blogger für PSIAM
Diplom-Psychologe, Trainer für Gewaltfreie Praxis, Gruppen-Moderator,
Mediator, Prokrastinations-Coach
Websites:
www.der-wille-zum-verbinden.de
www.convergentfacilitation.de
www.sebastianteubner.de

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